Erstellt: 27.12.2012

LIVE aus Kathmandu/Nepal: 17.04.: hallo Freunde, es war wieder einer der frühen Airporttransfers. Wir hatten uns angewöhnt ca. 2 Std. vor den Flügen am Airport zu sein und waren damit immer gut gefahren. Schließlich hatte es uns auch heute wieder zwei Plätze an den Notausgängen eingebracht und das war uns das frühe Aufstehen absolut wert. Beim Einchecken etwas Aufregung, unter dem Scanner wurden die Feuerzeuge in unseren Tagesrucksäcken (Handgepäck!) erkannt und moniert, keine Chance wir mussten die Dinger abgeben. Jetzt waren wir mit ihnen um die ganze Welt gereist, nirgends wurden sie beanstandet, nichtmal in USA... es half aber alles nichts, es gab offensichtlich immer noch keine staatenübergreifenden Sicherheitsrichtlinien. Auf unseren Reisen hatten wir bisher schon drei Taschenmesser und diverse Cremetuben abgeben müssen. Aber so ein bisschen gab einem das ja auch das Gefühl von Sicherheit, es ging eben doch nicht so einfach mit "Gefahrgut" an Bord zu kommen. Unser Flug nach Delhi war mit 4 Std. Flugzeit erträglich, was weniger erträglich war... waren die Inder an Bord der Maschine. Der Flug nach Delhi war fast komplett mit Indern gefüllt und Leute... diese Inder sind ein Menschenschlag eines anderen Kalibers. Sie schubsten, schoben und quetschten, sie spuckten, schnieften und rülpsten, die Toiletten an Bord des Flugzeuges schrien schon nach 2 Std. Flug nach einer Entmüllung mit anschließender Dampfdruckreinigung, es war grausam und unerträglich. Zum Glück war der zweite Flug von Delhi nach Kathmandu nur etwas mehr als 1 Std. lang und dann hatten wir den Dreck hinter uns, dachten wir Freunde. Der Flughafen von Kathmandu, an dem immerhin die größten Maschinen von fast überall landeten, war nicht mehr als eine ziemlich schmutzige Lagerhalle, aber das sollte noch gar nichts gegen die Stadt selbst sein. Ein relativ gut deutsch sprechender Guide namens Praadeep, ein 40 jähriger Hindu, empfing uns am Ausgang und begleitete uns mit einem Taxi zum Hotel. Kathmandu war mit Abstand die schmutzigste, lauteste und staubigste Stadt, die wir auf unserer Reise bisher angetroffen hatten! Hätten nicht auch noch die Unmengen an Müll überall auf und neben den Strassen gelegen, wir hätten vermutet, dass hier ein Krieg, oder ein Erdbeben Auslöser für diesen traurigen Zustand war. Nein, es war ein Müllproblem und ein Verkehrsproblem wie uns Praadeep mitteilte. Doch Leute, wenn man etwas als ein Problem darstellte, so setzte dies doch voraus, dass es eine nicht unbedeutende Anzahl von Bürgern gab, die den Zustand für schlecht erklärten, oder? Der Verdacht lag aber nahe, dass sich hier jeder mit diesem katastrophalen Zustand abgefunden hatte. Unglaublich! Unser Hotel, das "Dwarika's Hotel" war jedoch eine Insel aus einer anderen, glücklicheren Zeit. Rote Ziegelbauten aus dem 18. Jahrhundert mit wunderschönen, handgeschnitzten Holzdetails bildeten um mehrere Innenhöfe eine Art kleines Dorf, innerhalb dessen Mauern man Lärm, Schmutz und Chaos der Millionenstadt komplett ausblenden konnte. Ein indischer Architekt hatte diese Anlage mit Neubauten 1992 ergänzt. Diese Neubauten waren jedoch nicht nur im Stile des historischen Bestandes, er hatte sogar alle Materialien aus Abrissen und Sammlungen der Historie angeglichen. Sehr eindrucksvoll, aber ein Fake, sagte Jürgen. Angeblich war es eines der beiden 5-Sternehotels der Stadt, was Bilder berühmter Gäste, von Kennedy, über Obama bis Roman Herzog, untermauerten, allerdings war der Preis erfreulich normal. Unser Zimmer war wunderbar, großzügig und mit ruhiger Lage zum großen, begrünten Innenhof. Wir machten uns aber gleich auf, um einen Geldautomaten zu finden und danach noch etwas die nähere Umgebung kennenzulernen. Ein absoluter Wahnsinn, 8 Mio. Einwohner, kaum Gehwege, man lief auf der Straße im Wettstreit mit Autos, Motorrädern, Lkw's und... Rindern? Was war denn das? Leute hier konnte im hupenden und stinkenden Chaos urplötzlich eine Kuh, ein Ochse, oder ein Stier auf der Hauptverkehrsstrasse stehen und sich an einem Müllberg zu schaffen machen. Der Verkehr musste das respektieren, Rinder waren hier heilig und man umkurvte das heilige Lebewesen. Wir dachten wir seien Statisten eines Endzeitspielfilmes, aber Freunde es war die Realität. Am Airport in Delhi traf Hans ein deutsches Paar, das uns in groben Zügen schon vorwarnte, aber das hier war eine Nummer zu groß für Erzählungen. Würden wir hier längere Zeit verbringen, wir hätten uns Mundschutz und Schutzbrillen zugelegt. Schon nach zwei Std. Ausflug zu Fuß brannten die Augen und man spürte einen Belag auf den Bronchien. Die kleineren Flüsse in dieser Stadt, auch sie waren heilig, waren schmierige Kloaken, deren Ufer als Müllhalden dienten. Ein unfassbarer Gestank ging von ihnen aus und wir fragten uns, wie Menschen hier Lust auf Essen entwickeln, oder überhaupt atmen konnten. Sie konnten. Die Bewohner waren sauber gekleidet, teilweise in Anzügen und schicken Schuhen, schwebten sie über Müll und Bauschutt. Eins war sicher, wir würden heute mit Genuss im Hotel essen und keinen Schritt mehr aus unserem Idyll machen. Zuvor besuchten wir aber noch einen kleinen Tempel in unserem Stadtviertel, wo der Zufall es wollte, dass wir einen nepalesischen Professor kennenlernten, der nicht nur ein gepflegtes Englisch sprach, sondern mehrfach für Gastvorlesungen in unserem Heidelberg weilte... Ein unglaublicher Zufall. Er führte uns in den Tempel, erklärte uns die Besonderheiten und schließlich mussten wir uns vor einen Priester knien und wurden einem Segnungszeremoniell unterzogen. Danach bekamen wir den typischen roten Punkt auf die Stirn gemalt (er symbolisiert das dritte Auge des Gehirns und soll dem Träger Glück bringen!) und fühlten uns so angekommen und dazugehörend. Das Hotel hatte in historischen Gebäuden 3 verschiedene Restaurants (Italienisch, Japanisch und Nepalesisch!), wir entschieden uns für das Nepalesische, was ein besonderes Vergnügen werden sollte. In Nepal saß man auf Bodenschemeln an flachen Tischen, also ähnlich der japanischen Tradition. Unsere bei der ZEN-Meditation gelernten Sitztechniken halfen uns jedoch nur kurzfristig weiter. Dann musste wieder gedehnt und verlagert werden, um wenigstens einigermaßen mit Anstand den Traditionen des Gastgeberlandes gerecht zu werden. Das Essen kam in Menuform und hatte 7-8 Gänge. Auf ein kleines Porzelanschälchen musste von jedem Gang ein bisschen abgegeben werden, das war ein Opfer für Buddha. Das Essen ähnelte der Thaiküche, war allerdings mit anderen, sehr feinen Gewürzen versehen. Zum Essen wurde ein Thaiwein in Tonschälchen gereicht, der sich als hochprozentig, aber süffig herausstellte. Der Abend wurde noch lustig als eine italienische Reisegruppe mit Rentnern kam, oh man war das eine Aktion, bis die am Boden saßen und dann das "Geschnattere" über das Essen. Müde, übersatt und dank des Thaiweines auch ziemlich sediert, fielen wir ins Bett. Morgen konnten wir seit langer Zeit einmal wieder ausschlafen, wenn das überhaupt noch ging, denn unsere Tour in und um Kathmandu, sollte erst um 09:30 Uhr beginnen. Bis dann Leute. 18.04.: hallo Freunde, das mit dem Ausschlafen wurde natürlich nichts. Gegen 07:30 Uhr waren wir nun einmal wach und das Herumwälzen brachte auch nichts mehr. Also standen wir auf, duschten und gingen zum Frühstück. Das genossen wir im Innenhof an einem sonnigen Platz ausgiebig. Danach holte uns Pradeep mit einer ziemlichen Schrottkarre und einem Fahrer ab. Es ging mitten ins Getümmel der Stadt, wir standen mehr im Verkehrschaos, das ständige Hupen ging uns auf die Nerven. Jürgen schüttelte nur den Kopf und fotografierte wie besessen aus dem Fenster heraus. Es war einfach unfassbar, was wir sahen! Das erste Ziel war ein buddhistischer Tempel auf einem Berg, den man mittels einer schier endlosen Himmelstreppe erklomm. Pradeep wunderte sich nicht schlecht wie wir die Stufen hocheilten. Er konnte mit seinem Wohlstandsbauch da nur schwer mithalten. Der Berg war voller Affen, eine Pavianart, die ständig versuchten den zahlreichen Obsthändlern, die die Pilger versorgten, die schillernden Früchte zu klauen. Das gelang ihnen auch immer wieder, für uns ein lustiges Schauspiel, für die Händler ein Ärgernis. Auch die Affen waren ein heiliges Tier und so wurde geflucht und gezischt, mehr war nicht drin. Am Tempel gab es zahlreiche kleine Opferaltare in Felsnischen. Auch hier klauten ständig die (heiligen!) Affen das geopferte Obst und Gemüse und schmatzten an sicherer Stelle genüsslich vor sich hin. Pradeep leierte in schwer verständlichem Deutsch die Geschichte dieses Ortes herunter, es war der Tempel des Elefantengottes (halb Mensch halb Elefant!), der der Gott der Glücksuchenden war, und gab uns dann etwa 40 min frei. Wir nutzten die Zeit und tauchten ein in die Tradition des Betens, Opferns und Meditierens über wunderschönen Mandalazeichnungen. Der Tag wurde immer heißer, unsere Schrottkarre von Taxi hatte natürlich keine Klimaanlage, also Fenster auf - Dreck rein! Der nächste Halt, ein ganzes Tempelviertel, wie aus dem nichts inmitten des Chaos plötzlich ein Flächendenkmal gigantischer Größe. Die "Patan-Tempel" waren Treffpunkt von Jung und Alt. vergleichbar mit dem Park einer europäischen Großstadt, mit dem Unterschied, dass hier jeder alles betreten durfte. Kinder turnten in den Jahrhunderte alten Holzbauten herum, alte Menschen schliefen im Schatten der Pagoden, fotografierende Touristen waren hier angenehmerweise völlig in der Unterzahl. Dann ging es zum Mittagessen in ein sehr einfaches Gebäude der Altstadt. Nach 5-6 Geschossen in einem engen Treppenhauses, kamen wir auf eine kleine Dachterrassen mit Eisentischchen. Hier konnte man über dem Treiben einfache, aber sehr leckere, Gerichte zu sich nehmen. Für umgerechnet 10,- € bekamen wir 3 Mittagessen mit Getränken (Pradeep hatten wir eingeladen, bedankt hatte er sich nicht!). Nach dem Essen besuchten wir noch den kleinen Tempel des Affengottes, auf dem Weg hielten wir noch bei einem Handwerker der Klangschalen für Meditationen herstellte und schon die ganze Welt bereist hatte un sein Handwerk und seine Bronzeschalen vorzustellen. Uns wurde hier zur Vorführung eine Klangschale auf den Kopf gestülpt, die der Meister dann mit einem Filzklöppel anschlug, es war als ob ein angenehmer Stromstoß durch den Körper geleitet würde und wir fühlten uns an unsere ZEN- Meditation im Kloster in Kyoto erinnert. Der letzte Stopp des Tagesausfluges war... richtig, wieder ein Tempel. Dieser Tempel hatte die größte und älteste "Stubba" (halbkugelartiger weißer Berg, um den der Pilger herumwanderte, betete, meditierte und tausende metallischer Glücksrollen beim Vorbeigehen mit den Händen andrehte!), es war imposant aber so langsam hatten wir genug "getempelt". Zurück im Hotel trafen wir uns mit Sorentra, ein sehr gut deutsch sprechender, sehr dunkelhäutiger Nepalese, der unsere Reise zusammengestellt hatte. Sorentra wurde für unsere Nepalreise bar bezahlt und gab uns Anweisungen für den Himalaya. Leute, Leute so langsam wurde es ernst mit unserer Expedition, ein gewisses Kribbeln in der Magengegend stellte sich ein. Die Himalayatrecking- Massage, die unser Hotel günstig anbot, nahmen wir vor dem Abendessen noch mit. Zwei junge Männer kneteten uns durch, dass uns das Lachen verging, aber was tat man nicht alles für den Gang in das höchste Gebirge der Erde. Unser Dinner nahmen wir heute beim Japaner, Hans mit Bier, Jürgen mit Grüntee ( er hatte mal wieder einen alkoholfreien Tag eingelegt!) und nach einem Kurzbesuch an der Bar (Starkbier und Gingerale!) ging's aufs Zimmer, denn wir mussten vorm Schlafen noch unser Himalayagepäck reduzieren (Kofferrucksäcke 10 kg, Tagesrucksäcke 5 kg, der Rest wurde bei Sorentra in Kathmandu gelassen!), um Morgen früh am Domestic Airport mit Propellermaschine zum gefährlichsten Airport der Welt, in Luckla, zu starten. Gute Nacht Leute, Eure Templer Jürgen + Hans LIVE aus dem Himalaya: 19.04.: hallo Freunde, heute ging es um 06:30 Uhr aus den Federn und etwas Aufregung begleitete uns den ganzen Morgen. Schließlich sollte es heute via Luckla, dem gefährlichsten Flughafen der Welt (2010 war hier die letzte Maschine abgestürzt und ausgerechnet in dieser saßen 20 Deutsche, die auch noch über unserer Reisegesellschaft "Hauser-Trecking" gebucht hatten!) ins Himalayagebiet gehen. Nach dem schnellen Frühstück kam Sorentra mit unserem Treckingguide, der ca. 25-jährige Buddhist Prabesh aus Kathmandu. Er sprach zu unserem leidwesen sehr schlechtes Deutsch und sein Englisch war nur unwesentlich besser, das konnte ja super werden dachten wir uns. Am Airport nahm er uns immerhin die ganze Checkinarbeit ab und kümmerte sich auch alleine um das Gepäck. Der Domestic Airport von Kathmandu war eine noch größerer Bruchbude als der International Airport. Unglaublich, dass hier alle Bergsteiger der Welt ihr Trecking beginnen mussten. Zwischen Reissäcken, Nudelgroßlieferungen und allen möglichen Materialien kämpften die Treckingtouristen und Bergsteiger. Wir hatten noch über eine Stunde Wartezeit, in der alle 15 min eine der speziellen Propellermaschinen nach Luckla startete. Es gab kaum eine Übersicht über die ausgehende Flüge und die Durchsagen waren zwar laut aber unverständlich. Doch dann kam der erste Hammer, wir hatten so ungefähr unsere prognostizierte Abflugzeit erreicht, als ca. 20 Leute zum Gate gingen, von unserem Guide weit und breit keine Spur! Wir waren unsicher und so ging Hans an den Schalter, zeigte unser Ticket und... bekam die Antwort, ja es war unser Flug und es waren schon alle im Shuttlebus. Prabesh war in einer ganz anderen Ecke der Wartehalle und musste von uns zum Flug "gebeten" werden, prima! Dann ging es los, Jürgen schaffte es am schnellsten aus dem Shuttle hinaus ins Flugzeug und belegte die beiden ersten Plätzen hinter den Piloten. Die Pilotenkanzel war relativ offen und man konnte die ganze Zeit ihre Arbeit verfolgen. Das gab Vertrauen und nach dem Start klatschten wir uns ab, Jürgen klatschte auch mit einem hinter Hans sitzenden asiatischen Mädchen ab. Sie reiste alleine und sah sehr ängstlich aus, Jürgen versuchte sie aufzumuntern und kämpfte dabei gegen eigene Ängste. Der nur 30 min Flug war gigantisch. Schon nach 15 min sahen wir die majestätischen Gebirgsketten des Himalaya im sonnigen Himmel, wunderschön! Dann waren 25 min vorbei und es kamen Wolken und wir tauchten in ein Gebirgstal ein. Der Flug wurde urplötzlich unruhig, ausgerechnet vor der gefährlichsten Landung, na super dachten wir. Plötzlich sahen wir die kurze Landebahn, die relativ steil an einem Berg nach oben führte und mit einem Wendeplatz vor den Felsen endete. Hans hielt sein iPhone in die Pilotenkanzel und filmte den Landeanflug, Jürgen setzte nervös seine Kopfhörer auf und hörte "Hells Bells" von AC/DC, geil!!! Trotz Gewackele, die Landung war sportlich, aber gut. Dann mit Vollbremsung den Berg hoch und Wende und Stopp, Türen auf und raus. Glückliche Gesichter, abklatschende Freunde, darunter Hans, Jürgen und die Asiatin. Am Zaun der Landebahn standen hier Hunderte von Menschen, das waren aber keine Touris, die sich die gefährlichen Landungen ansahen, das waren Sherpas, die auf Arbeit warteten. Man kam sich automatisch wie der Teilnehmer einer wichtigen Bergsteigerexkursion, der nun die Träger (Sherpas!) zusammenstellen wollte, vor. Jetzt wurden wir permanent von Sherpa- Vermittlern bedrängt. Das hatte nun aber unser Guide zu klären, für irgendewtas musste er doch gut sein. Per Handy rief er unseren Sherpa an, der sogleich freudestrahlend auftauchte. "Balaram", ein 18 jähriger dunkelhäutiger Sherpa, kam barfuß in Kunststoffsandalen und einem dunkelblauen, seit Monaten nicht gewaschenen, Adidas- Trainingsanzug aus den 90'ern. Dennoch er war uns gleich symphatisch. Er sprach kein Wort Deutsch und kein Wort Englisch, mit der Schulpflicht wurde es in den Bergen des Himalaya nicht so ernst genommen. Wie auch, die Kinder mussten für den Schulweg bis zu 2 x 3 Stunden auf und ab über Felsen und Steine...! Balaram hatte zahlreiche Narben im Gesicht, er stammte aus einem Bergdorf ca 1 Std von Luckla (zu Fuß, es gab hier keine motorisierten Fahrzeuge, man lief zu Fuß, oder... man lief zu Fuß!) entfernt. Dennoch war er uns von Anfang an symphatisch und sein Lächeln in dem dunklen Gesicht mit den pechschwarzen Haaren war einfach hübsch. Zunächst bekamen wir in Luckla in einem einfachen Gasthaus einen heißen Lemontea, dann ging es los. Straßen gab es weder zwischen den Dörfern, noch in den Dörfern selbst. Alles bestand aus Stein-, Schotter- und Sandwegen, die niemals eben und überall voll mit Pferde-, Esel- und Sockendung (Socken waren eine kleine aber stämmige Rinderart, die als Lastentiere bis 4.000 m Höhe eingesetzt wurden!) waren. Man konnte keinen einzigen Schritt ohne Aufmerksamkeit setzen, den ganzen Tag, immer den Blick auf die Füße gerichtet. Prabesh, der mit flachen Sportsneekern lief, teilte uns mit, dass wir jetzt ca 15 min (das sagte er auf deutsch!) aus Luckla herauslaufen würden, um dann unser Lunch einzunehmen. Vermutlich meinte er 50 min, tatsächlich gingen wir über 2,5 Std.! Ständig kam man an weiß bemalten, heiligen Felsen vorbei, hier betete Prabesh dann immer "oohm-manei-patnei-oohm", oder man kam an den Gebetsrollen vorbei, die mit dem selben Spruch gedreht wurden und Glück für den Besucher bringen sollten. Wir lernten das und schlossen uns der Zeremonie zur Freude von Prabesh und Balaram (der als Hindu hier nicht betete, aber die Rollen drehte!) jedesmal an. In einem idyllischen Bergdorf aßen wir leckere, pikante Nudelsuppen und tranken dazu ... heißes Wasser. Ihr habt richtig gehört Leute, hier trank man heißes Wasser, ohne alles. Das sollte gut und bekömmlich sein und dazu zur Vermeidung der Höhenkrankheit beitragen. Das hatten wir noch nie getrunken, aber wir folgten natürlich den Empfehlungen. Nach dem Essen sollte es, so Prabesh (wurde übrigens Provis ausgesprochen!), 2 Std. bis zu unserem ersten Hotel dauern. Nach etwas weniger als 1 Std. waren wir angekommen, das mit den Zeitangaben war deutlich ausbaufähig. Das Hotel bestand aus typischen Steinhäusern um einen gepflegten Garten. Es lag direkt am Trail, den schon Reinhold Messner und alle anderen Berühmtheiten gehen mussten, wenn sie das Everest Basecamp erreichen wollten. Zunächst schien noch die Sonne, es war 14:00 Uhr und wir saßen im Garten, telefonierten und erzählten. Dann kam Wind auf, es zogen Wolken ins Tal und plötzlich wurde es bitter kalt. Ein Temperatursturz von min. 15 Grad war die Folge, wir nichts wie ab in unser rustikales Zimmer. Bei Ankunft hatten wir noch über die Elektroheizdecken in den Betten gelacht, jetzt sprangen wir hinein, die Decken bis an die Nase gezogen schliefen wir frierend und erschöpft ein. Als wir vor dem Essen duschen gingen... gab es kein warmes Wasser mehr, das wurde aus Sonnenenergie erzeugt und die anderen Gäste hatten es mittags schon aufgebraucht :-(. Das würde uns auch nicht mehr passieren, aber jetzt hieß es im kalten Wasser duschen, die Zimmertemperatur war inzwischen bei nur noch ca 14 Grad und dann ins Bett springen und aufwärmen! Dinner gab es hier um 17:30 Uhr, warum so früh? Weil man sonst erfroren wäre vermuteten wir. Das Speisehaus war ein fast kreisrundes Gebäude, was wohl Jurten nachempfunden war. Es gab nur zwei mittels eisernen Bolleröfen beheizte Räume, der eine lag im Zentrum, hier versammelten sich die Gäste auf bequemen Sofas und warteten auf das Essen. In dem behaglich warmen Raum wurden Tee, heißes Wasser, eine Art Irish Coffee und frisch zubereitetes Popcorn gereicht. Ein älteres und weitgewandertes australisches Ehepaar (sie holländischstämmig, er deutschstämmig!) und eine Französin mit Tochter, waren die weiteren Gäste. Bis auf die französische Tochter sprachen alle erstaunlich gutes Deutsch und so wurden Reiseerfahrungen ausgetauscht! Unser Tripp toppte natürlich alles und so berichteten wir von allen Kontinenten und die Zeit verflog. Das Essen wurde dann an Gruppentischen mit den jeweiligen Guides eingenommen, die Sherpas hatten hier kein Zutritt, sie wohnten in wesentlich einfacheren Behausungen außerhalb der Gasthäuser. Das Menu war einfach, aber frisch und gut und kurz vor 20:00 Uhr gingen die Anderen ins Bett. Wir konnten nach all den Wochen Kurzschlaferei unmöglich 10 Std schlafen, schon gar nicht auf 2.600 m Höhe und so gönnten wir uns noch 1-2 Whiskey an der Bar (ein Holzverschlag mit 4 Barhockern!). Die rotbäckigen Sherpamädchen, die hier bedienten und in traditionelle Trachten gekleidet waren, amüsierten sich über die beiden einzigen "Barkunden". Ja Leute, im Himalaya war zwar Sommer (was man leider ohne Sonne nicht spürte!), aber es war Nebensaison und das war durchaus angenehm für uns. Um 22:00 Uhr ging es ins vorgeheizte Bett, acht Std. Schlaf... gigantisch! Morgen wollte unser Guide unsere Fitness testen, uns standen 6 Stunden Trecking auf eine Höhe von ca 3.500 m bevor. Gute Nacht Freunde, Eure Sherpas Hans + Jürgen 20.04.: hallo Freunde, geschlafen hatten wir überraschend gut. Ok, man wurde in dieser Höhe immer wieder einmal wach, aber wir schliefen auch wieder ein und erwachten ausgeruht und voller Tatendrang, wir waren fit und wollten es unserem Guide auch beweisen. Die versprochene Sonne blieb hinter Wolken, oben am Hausberg sahen wir stattdessen frischen Schnee, oha dachten wir, warm anziehen war also die Devise! Und auch im Himalaya gab es Müsli, unglaublich aber Jürgen freute sich natürlich. Gegen 07:30 Uhr begann unser Trek für diesen Tag, das Ziel war "Namcha Bazar" in 3.500 m Höhe, also beachtliche 900-1000 Höhenmeter galt es zu ersteigen. Der erste Trip ging über 2,5 Std. durch Felsenschluchten, über Hängebrücken steile Naturtreppen und überall mussten auch die Rinder (Socken!), Esel und Sherpas gehen. Leute, als wir zum ersten Mal ein Rind die steilsten Stufen hoch- und hinuntersteigen sahen, trauten wir unseren Augen nicht. Diese Tiere waren verzauberte Bergsteiger und auf Kommando des jeweiligen Hirten standen sie still, oder gingen zur Seite wenn ein Sherpa, oder ein Wanderer vorbei wollte. Wir liefen mit Treckingstöcken und das brachte Hans heute beim Überholen einer Rinderkolonne den entscheidenden Schutz, als ein Ochse mit seinen gewaltigen Hörnern um sich hieb und drohte Hans in die Flanke zu stoßen. Gegen 10:15 Uhr riet unser Guide zur Einnahme eines leichten Mittagessens (leicht, wegen der Anstrengungen beim Trecking!), da es der letzte Ort sei vor einem gewaltigen Anstieg von ca 3 Std zu unserem Zielort. Das Restaurant war bäuerlich schlicht und wir aßen Hühner- und Gemüsesuppen, dazu... richtig, heißes Wasser! Hier hielten alle Gruppen die heute auf unserer Route waren und so kamen wir mit einigen ins Gespräch, die man je nach individueller Geschwindigkeit noch des öfteren auf den Trails sehen sollte. Ein jüngeres englisches Ehepaar, die hier ihren ersten Stopp auf einer einjährigen Weltreise hatten, kannten die Routen bereits und beschrieben die Strapazen die nun kommen sollten. Es fing sachte an, eine halbe Stunde führten uns der Trail ohne größere Anstiege durch Täler entlang kristallklarer Gebirgsflüsse, dann... Traffic auf dem Trail, es fing an steil zu werden, einen nicht enden wollenden Gebirgspfad hinauf. Jetzt trennten sich die Gruppen wie bei einem Marathon von selbst, jeder folgte seinem eigenen Tempo, auch wir fielen auseinander. Es war wie beim morgendlichen Joggen, jeder hatte sein Tempo, das bei einer derart langen und harten Tour einzuhalten war. Jürgen zog davon, er kam wie er es beschrieb in einen "Flow" erlebte erstmals diese meditative Leere im Kopf, überholte alsbald Lastenherden von Eseln und Rindern und folgte gar Sherpas ( die allerdings das 10- fache Gewicht zu schleppen hatten!). Nach ca 2 Std. also gut 1 Std. schneller als unser Guide kalkuliert hatte, war Jürgen am Pass auf 3.400 m und musste an der dortigen Kontrollstation warten (das Himalayagebiet war in verschiedene Nationalparks unterteilt, immer misste man sich an- und abmelden, Gebühren bezahlen etc.!). Nach ca einer viertel Stunde kamen Prabesh und Balaram, ein paar Minuten später traf Hans ein. Unser Guide staunte nicht schlecht über unser Tempo und die Fitness und war mit weiteren zeitlichen Prognosen deutlich vorsichtiger geworden. Das Wetter war zusehends schlechter geworden, es regnete leicht und die Temperatur fiel weiter. Das Dorf mit Marktplatz "Namcha Bazar" war schon zu sehen, es ging jedoch nochmals ca 100 Höhenmeter Bergauf und unser Gasthaus "Panorama" in dem schon Reinhold Messner des öfteren wohnte, war nochmals on Top des Dörfchens. Der Marktplatz war alles andere als romantisch, der Regen hatte den Erdboden in eine Matschepampe verwandelt, auf Kunststoffplanen unter Blechdächern inmitten von Müll lagen braune Bananen und offenes Yakfleisch, freiwillig einkaufen würde hier kein Europäer. Unsere Bude, Messner hin oder her, ein Rattenloch im Vergleich zur gestrigen Lodge, aber die "namba wan" in Namcha Bazar, wie unser Guide mehrfach betonte. Das Bad war eine einzige Katastrophe, überall Haare, nach dem Duschen war der ganze Boden nass, er wurde auch nicht mehr trocken. Überall Schimmel, unter dem Bettvon Hans lag ein benutztes Q-Tipp, uuaaaah, ekelig. Einziger Pluspunkt, heißes Wasser beim Duschen und Elektroheizdecke, das hatten wir schätzen gelernt! Essen hatten wir uns heute eine Stunde später für 18:30 Uhr gewünscht. Wir nutzten die Zeit und schauten uns "downtown" an. Eine weitere Ernüchterung, doch wir fanden rechtzeitig zur Kaffeezeit "Hermanns Deutsche Bäckerei", das war's dachten wir uns. Unter dem Dach eines alten Hauses befand sich tatsächlich eine Art Kaffee, auf dem Tresen Käsekuchen und andere Leckereien, uns lief das Wasser im Mund zusammen. Doch weder der Kaffee noch der Kuchen, hatten außer der Hülle etwas mit Deutschem Handwerk gemein, so schlossen wir, dass Hermann ein erfolgloser Bäcker in der Heimat gewesen sein musste, oder es gar keinen Hermann gab. Dafür gab es kostenloses Wifi und... jede Menge Österreicher. Die lauthals mit Ihren Bergsteigertouren auf der ganzen Welt prahlten und beim Anstoßen ihrer Bierdosen aufstanden um Trinksprüche zu singen. Immerhin sie waren in einer Deutschen Bäckerei ;-). Auf dem Rückweg in unsere Reinhold Messner- Gedächtnis- Barracke froren wir wie junge Hunde und kauften uns im erstbesten Laden Handschuhe und Fleecemützen (zur Erinnerung: Sommer im Himalaya!), wir hatten die Schnauze voll vom frieren und unser Guide hatte einfach keine Ahnung, nicht von Fremdsprachen, nicht von Wetter und glücklicherweise auch nicht vom Bergsteigen. "Der kann eigentlich gar nichts" stellte Hans treffend fest. Das Abendessen war besser als befürchtet, wir waren übrigens die einzigen Gäste in einem Gastraum für rund 60 Personen. Es war der einzige beheizte Raum (Bollerofen in der Mitte!) und Jürgen und Hans trockneten nach dem Essen auf Stühlen um den Ofen ihre heutige Wäsche. Im moment da Jürgen diese Zeilen schreibt, sitzen wir, Jürgen bei medizinisch verordnetem Whiskey, Hans bei Tee (sein erster Alkoholfreier Tag, hoffentlich geht das gut!) alleine mit Prabesh und unserer nassen Wäsche im Gastraum, gleich geht's in das eiskalte Zimmer unter die Heizdecke. Gute Nacht Freunde, Eure "Socken", Hans und Jürgen

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